Am 10. September 2024 wird im Heimatmuseum Tarrenz eine besondere Veranstaltung stattfinden, die einen Einblick in die oft verdrängte Geschichte der Jenischen in Tirol bietet. Im Rahmen des Projekts „Kneisesch? Ein Karren voller Geschichten auf den Spuren jenischer Fahrender“ erzählt Marco Buckovez, Obmann des Vereins Jenische in Österreich, von der wechselvollen Geschichte dieser Minderheit und ihrer Präsenz in Tirol. Die Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit der Initiative Minderheiten Tirol und des Vereins Jenische in Österreich in Kooperation mit dem Heimatmuseum Tarrenz.
Tarrenz selbst hat eine lange, wenn auch nicht immer einfache, Geschichte mit seiner jenischen Bevölkerung. Spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind Jenische in der Gemeinde dokumentiert. Besonders tragisch ist das Schicksal von Franz Josef M., der während des Nationalsozialismus verfolgt und schließlich in ein Konzentrationslager deportiert wurde. Auch die Brüder Alois und Alfons M., die in Tarrenz lebten, gerieten in den Fokus der NS-Behörden. Die Beziehungen zwischen den Jenischen und der sesshaften Bevölkerung waren häufig von Schwierigkeiten geprägt. Einerseits waren Jenische von Diskriminierungen und abwertenden Stereotypisierungen betroffen und wurden an den gesellschaftlichen Rand gedrängt, andererseits hatten die Gemeinden im Rahmen ihrer Zuständigkeit für die Armenfürsorge Ausgaben zu bewältigen, die eine Herausforderung für die leeren Gemeindekassen bedeuteten. Obwohl die Veranstaltung sich nicht spezifisch mit der Geschichte der Jenischen in Tarrenz
beschäftigt, soll durch sie deutlich werden, dass auch diese Gemeinde eine bedeutende, wenn auch schwierige, Beziehung zu dieser Minderheit hatte. Das Projekt „Kneisesch?“ knüpft an diese historische Realität an und versucht, durch Erzählungen und Dialoge ein tieferes Verständnis für die Jenischen und ihre Lebensweise zu schaffen. Marco Buckovez wird an diesem Abend nicht nur über die Geschichte der Jenischen in Tirol sprechen, sondern auch seine eigene Reise durch das Land schildern, auf der er die alten Wege der Jenischen nachgeht – mit einem Handkarren, der zum Symbol für ihre Mobilität und Geschichte wird.
Die Veranstaltung findet am 10. September 2024 um 19 Uhr im Heimatmuseum Tarrenz statt. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, an diesem Abend mehr über ein oft übersehenes Kapitel der Geschichte des Tiroler Oberlands zu erfahren und sich in Gesprächen mit Marco Buckovez auszutauschen. Diese Veranstaltung bietet eine besondere Gelegenheit, sich mit der Geschichte der Jenischen auseinanderzusetzen und gleichzeitig die Bedeutung dieser Minderheit in der Region besser zu verstehen.